Mittwoch, 2. Februar 2011

Vom Kloster in die Schokoladenfabrik

Am Sonnabend fuhren wir mit dem Bus, der uns vor unserem Umzug in das neue ruhige Apartment noch den Schlaf geraubt hatte, nach San Juan del Obispo, einem kleinen Ort südlich und oberhalb von Antigua. Der Bus hielt im Schatten eines riesigen Palastes – hier residierte der erste Bischof von Guatemala: Francisco Marroquin. Man findet die Darstellung seines Hauptes auf den 100-Quetzal-Scheinen mit der Unterschrift: „Beschützer der Indios“. In der Tat: Francisco Marroquín hatte einst den bei uns besser bekannten Bartolomé de las Casas von Nicaragua ins Land geholt. Las Casas hatte die Rechte der indianischen Bevölkerung leidenschaftlich vor Karl V. verteidigt.

Wir klopften am schweren Tor und eine junge Schwester des Betanien-Ordens öffnete uns und führte uns durch den Konvent und in die erzbischöflichen Gemächer. Eigenartig, dass sie von Bartolomé de las Casas noch nicht gehört hatte. Aber als wir vor dem Bild eines Heiligen standen, den ich für einen Engel hielt, erzählte sie uns die Geschichte eines guatemaltekischen Heiligen, der ein unerschrockener Prediger gewesen sein soll, weshalb er auf dem Bildnis an der Wand des Klosters Flügel hat.

Danach gingen wir – direkt gegenüber – in eine Schokoladenfabrik. Produziert wurde an diesem Tage nicht, aber wir durften trotzdem auf die Terrasse und den Ausblick auf Antigua genießen und Schokolade probieren, die es hier in runden 10 cm großen Scheiben gibt, die in Wasser oder Milch aufgelöst wird. Man kann sie in den Geschmäckern Zimt, Reis, Mandel oder Natur kaufen. Auf der Terrasse stand ein Tisch, auf dem eine Bibel lag. Die beiden Jungs, die uns bedienten, erzählten von ihrer Mutter, die in die Kirche gehe, sie selber interessierten sich nicht so dafür, Frauensache eben. Ich sagte, das wäre doch vielleicht auch für Jungs gut. Am Ende schenkten sie mir noch ein Paket Schokolade, das fand ich sehr rührend.