
Schlammlawinen sind heute nicht zu erwarten. Es ist seit Monaten trocken. Wir wollen uns dem Vulkankegel nähern und warten auf den Bus, der uns in das höchste Dorf am Vulkan, Santa Maria de Jesús bringen soll. Da hält vor uns ein Tuk-Tuk, eine Moped-Rikscha. Stirnrunzelnd steigen wir ein. Wie soll der mit uns Fünfen die 10 km und 500 Meter Höhenunterschied zum 2070 m hoch gelegenen Dorf überwinden? Die letzten Meter legen wir fast in Schrittgeschwindigkeit zurück. Aber immerhin: Es hat uns kein Bus überholt.
Auf dem Weg durch das Dorf begegnen wir in der Kathedrale einer Maya-Hochzeit und freuen uns, dass wir schon so viel über die Riten wissen (21.1.) und auf dem Markt einem zerlegten, halb ausgelöffeleten Gürteltier. Wir zögern für einen Moment – und trauen uns dann doch nicht zu kosten. Außerhalb der Stadt wird der Weg bergauf schmal und staubig. Es ist Mittagzeit und viele Arbeiter kommen uns mit ihren Pferden und ihrem Brennholz entgegen und wir müssen uns an den Rand des Weges pressen - sie haben jetzt Wochenende. Jeder grüßt „buenas tardes“, auch wenn der Holzstapel auf dem Rücken kaum das Hochschauen erlaubt. „Buenas tardes“ gefällt auch Laurenz und zählt wohl zu den wenigen festen spanischen Wendungen, die er sich schon angewöhnt hat. Irgendwann sind wir allein auf dem Weg. Den Krater können wir heute nicht erreichen. Angeblich soll sich in ihm ein Fußballfeld befinden.
Die Kinder, die anfangs über den Staub, die „dünne Luft“ und die Hitze geschimpft hatten, genießen plötzlich den Weg.Wir wandern an Feldern entlang, überqueren kleine Schluchten und rasten schließlich zwischen Blumen und einem Bohnenfeld mit Blick auf Santa Maria. Komische Dinge gibt es zu sehen: einige Bäume sind ganz und gar von orangefarbenen Spaghetti bedeckt. Zwischen den vertrockneten Maispflanzen blühen Mandelbäume. Fröhlich gehen wir ins Dorf zurück und finden einen Mini-Bus, der nach Antigua hinunter fährt. Wir verstehen die Spanier. Es muss schön sein, hier zu wohnen. Es muss ja nicht gleich ein Palast sein. Und man muss halt ein bisschen aufpassen.