Donnerstag, 10. Februar 2011

Der sehr laute Ozean

Am letzten Wochenende waren wir am Stillen Ozean. In Wahrheit ist der Pazifik laut. Dieses Meer rauscht nicht, es lärmt. Und das an normalen, ruhigen Tagen. Besonders in der Nacht, wenn die Musik der Bars verklungen ist, sollte man keine Stille erwarten. Wer nachts schlecht schläft, sollte sich ein Zimmer weit hinter den Mangrovenwäldern suchen. Aber da gibt es keine Zimmer. Wir konnten schlafen, aber das Meer brandete über unsere träumenden Köpfe hinweg.

Unsere Kinder sind begeistert. Sie sitzen im feuchten Sand und sehen die Welle aufschlagen. Dann werden sie vom Wasser umspült. Dann zieht das Wasser ab und sie stemmen sich mit ihrer kleinen Kraft dagegen, um nicht hineingezogen zu werden.

Wir waren in Monterrico, dem einzigen Ort an der guatemaltekischen Pazifikküste, der den Namen Badeort halbwegs verdient. Trotzdem laufen vor jedem zweiten Haus die Hühner frei herum.

Man hatte uns gewarnt: Geht lieber nicht ins Wasser, der Ozean ist so wild, die Wellen sind so hoch, wer weiß… Und doch schwammen wir irgendwann im warmem Wasser. Das besondere ist: Man kommt irgendwie hinein. Man muss eine Weile das Meer beobachten, nicht immer sind die Wellen hoch. Dann nichts wie rein. Außerhalb der Brandung vergisst man, wie wild sich das Meer am Strand gebärdet. Absolute Ruhe, leichtes Schaukeln, dreißig Grad warmes Wasser. Nur für den Ausstieg braucht man alle Konzentration und Energie. Mit der ersten Welle lässt man sich ans Land spülen. Hat man wieder Boden unter den Füßen, ist noch nichts erreicht. Denn das Wasser zieht einen mit ungeahnter Macht zurück ins Meer und die nächste Welle naht von hinten. Jetzt keine Angst, sondern umdrehen und am besten hindurchtauchen, wenn sie über einem zusammenschlägt. Dann wieder umdrehen und schnell ins Trockene stapfen, bevor die nächste Welle kommt.

Die beschriebene Situation findet man vor, wenn die Fahne am Rettungsschwimmerturm grün ist. Aber wehe dem, der bei gelb oder gar rot in den Stillen Ozean eintaucht! Was hier grün beflaggt wird, wäre an der Ostsee rot. Für Rot am Pazifik gibt es in Deutschland keine Farbe.

Den kleinen Wasserschildkrötenbabys, die am Samstagabend, ein paar Tage nach dem sie aus dem Ei geschlüpft waren, am Strand ausgesetzt wurden, erging es ganz anders. Sie wollten hinein, wurden aber von den Wellen zunächst wieder zurück auf den Strand geschleudert. Dieses Meer rauscht nicht, nein, es lärmt…