Sonntag, 9. Januar 2011

In der Kirche des Heiligen von Antigua

Heute sind wir im Gottesdienst der Franziskaner. An der Kirche Sn. Francisco wirkte einst ein Priester namens Pedro de Betancurt, der, so hat mir Mirna erzählt, den Status eines Heiligen aufgrund seiner großen Menschenliebe erlangt hat. Im Garten der Kirche steht eine Statue, da hält Pedro ein Glöckchen in der Hand. Zu Lebzeiten, erzählt man, ist er mit einem solchen Glöckchen durch die Straßen von Antigua gegangen und hat Geld und Lebensmittel für die Armen in den Taschen seines Gewandes gesammelt.
Auf der Straße und im Hof der Kirche parken viele Autos. Ein Priester geht mit einem Plastikeimer und einem Besen zwischen den Autos entlang und besprengt einige, sofern die Besitzer es wollen und ein paar Münzen geben. Wir selbst werden kostenlos besprengt.
Die Kirche ist bis auf den letzten Platz besetzt. Gäbe es hier Kindergottesdienst, würden mindestens 50 Kinder teilnehmen. Neben dem Priester, den Ministrantinnen (die gleichzeitig von zwei Seiten die Kerzen zum Altar bringen) und den Lektoren gibt es eine Art Moderator, der die Lesungen einleitet. Der Gemeindegesang wird nicht nur mit Orgel, sondern teilweise auch mit der Marimba begleitet.
Der Priester hat in seiner Predigt nur eine Sorge, dass die Eltern ihre Kinder bitte sofort nach der Geburt taufen lassen und nicht so lange warten, bis sie ungetauft sterben. Wir gehen kurz vor dem Abendmahl. Im großen Hof sind etliche Stände aufgebaut. Dort können wir Hemden und Rucksäcke, Fladen aus Frischkäse oder frische grüne Mangostücke kaufen, die die Guatemaltekos mit Pfeffer und Salz essen.

Sonnabend, 8. Januar

Erster Tag ohne Sprachschule. Frühstück in der Gärtnerei. Die Orchideen schauen uns beim Schreiben zu. – Ich erinnere mich an die ersten vier Tage, an denen wir jeweils von 8 bis 12 Uhr in einer Kabine saßen. Die Kabinen sind an eine Kirche angebaut, San José el Viejo, die nur 20 Jahre im Betrieb war, etwa 1720 bis 1740. Dann brach bei einem Erdbeben die Kuppel ein. Die ist jetzt mit dicker Plastikfolie wieder hergestellt und man kann die Kirche für Events mieten.

Meine Lehrerin heißt Mirna und wohnt in einem Dorf nördlich von Antigua. Eine Wohnung in der Stadt könnte sie sich nicht leisten. Das Haus, das sie in dem Dorf gemietet hat, teilt sie sich mit ca. 10 weiteren Personen. Mirna erzählt mir viel vom Leben in dieser Stadt, von den Vulkanen, vom Studium ihres Sohnes, wo man für 1,10 € Mittagessen kann und wie viel auf dem Markt eine Handvoll Süßkartoffeln kosten darf.

Ich trinke in der Schule täglich etwa 10 Tassen Kaffee, ich habe noch nie besseren getrunken. Gestern besuchten Mathilda, Katrin und ich mit Judith, Marvin und Mirna, unseren Lehrern, während des Unterrichtes die schuleigene Kaffeefinca. Leider war er ein Tag zuvor abgeerntet worden. Kaffeepflanzen brauchen Schatten. Deshalb stehen sie in einem Wald von Avocado-Bäumen. Wir schauen nach oben: in ca. 15 m Höhe hängen die Avocados. Leider kann man diese Bäume nicht schütteln. Auf einem Weg sehen wir Aschehäufchen im Abstand von 4 Metern. Was haben die zu bedeuten? Mirna erzählt, dass die Erntearbeiter dort ihr Essen zubereitet haben. Die Anzahl und die Position der Feuerstellen weist auf die Zahl der Arbeiter und den Bereich hin, den sie abgeerntet haben.