Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ungerade Taktarten


[en que se trata de lo que la "Fundación Konrad Adenauer" considera "democratico", un concierto de los hermanos Brubeck  y los logros de Laurenz en esta estación lluviosa.]
1990 in Kuba
Wenn man aus unserem Haus tritt, nur wenige Meter weiter rechts, steht ein riesiges Messgerät. Es misst bei Tag und bei Nacht und doch kann man es nicht sehen. Denn es misst keinen Regen (da hätte es viel zu tun), keine Temperaturunterschiede (da hätte es wenig zu tun), und auch keine Geschwindigkeitsüberschreitungen (überall sind Túmulos - Verkehrshügel). Nein, das Messgerät steht im Haus der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Und es misst die Demokratie. Jedes Jahr wird ein Bericht veröffentlicht, in dem geschrieben steht, wie es mit der Entwicklung der Demokratie in Lateinamerika aussieht. 
Für Guatemala haben sie jetzt "Platz 18" gemessen, mit 1.9 Punkten. Das ist der letzte Platz, wie in der Bundesliga.  Kann man als Land  in eine andere Liga "absteigen"? Den ersten Platz hat Chile, mit 10 Punkten. Alles paletti in Bezug auf "Respekt der politischen Rechte und Freiheiten", "Qualität der Institutionen und politische Effektivität" und "effektive Regierungsmacht". Vor 18 Jahren haben wir noch in Chile gelebt - heißt das, das wir uns in jedem Jahr um ein Land verschlechtern? Bodensatz auch die Länder der "Achse des Sozialismus".  Bolivien steht noch am besten da (3,3), Venezuela ist mit 2,46 Punkten noch einen Hauch vor Guatemala, also ebenfalls ein Abstiegskandidat. Wie Ecuador, El Salvador und die Dominikanische Republik. Und wo ist - Kuba? "Unvergleichlich", sagt die Konrad-Adenauer-Stiftung. "Vor 50 Jahren abgestiegen in das Reich der Unvergleichbarkeit und nie wieder auferstanden." Ferner fehlt in der Auflistung "Haiti", weil die Signale von dort zu chaotisch sind, um sie zu messen.
So alt wie die kubanische Revolution
Hätte die KAS "Preiswerte kulturelle Angebote" als Richtlinie, würde sich Guatemala vielleicht nicht so weit unten befinden. Nach einigen Theater- (5 €) und Jazzabenden (4 €), waren wir in der letzten Woche bei einem Konzert der Brubeck Brothers, der Söhne von Dave Brubeck im Auditorium der Francisco Marroquin-Universität (18 €). Ein schönes Konzert, dass etwas zu sehr vor sich hingeplätschert wäre, hätte es da nicht die Vorliebe von Dave Brubeck für ungerade Taktarten gegeben. Im zweiten Teil spielten sie Blue Rondo A La Turk (9/8) und ganz zum Schluss - endlich - Take Five, im 5/4-Takt. Sohn Dan ist Schlagzeuger geworden, und so konnten wir zum ersten Mal live das Stück so hören, wie es ursprünglich gedacht war, mit dem Schlagzeug als prominentem Instrument.   "Take Five" war 1959 geschrieben und 1960 aufgenommen worden und wurde eines der populärsten Jazz-Stücke überhaupt. Es hätte die Begleitmusik zur kubanischen Revolution sein können.

Weinverkostung am 3. Oktober.
Währenddessen regnet es draussen weiter. Es regnete auch bei unserer Feier zum 3. Oktober. (21 Jahre!)
Es wird noch eine Woche regnen, danach ein halbes Jahr nicht mehr. Ein komischer Takt auch das. Nichtsdestotrotz war es eine großartige Regenzeit für Laurenz, denn er hat Fahrradfahren und Schwimmen gelernt, obwohl er erst viereinhalb ist.
Dreimal am Tag fragt er außerdem "Mama, wie geht's Dir?", weil man das hier halt so fragt. Ophelia und Mathilda steigen unbemerkt in die spanischsprachige Welt ein. Neulich hatte Ophelia "Deutsch-Hausaufgaben" auf und ich sah, wie sie schrieb: "El arbol tiene cerezas rojas" (Der Baum hat rote Kirschen.) Ophelia? "Ach nee, ich meinte, 'Spanisch-Hausaufgaben'".